Nähe des Geliebten
Ich denke dein, wenn mir der
Sonne Schimmer
vom Meere strahlt;
ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
in Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
der Staub sich hebt;
in tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege£der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem
Rauschen
die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.
Ich bin bei dir, du seist auch noch so
ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sternen.
O wärst du da!
Johann Wolfgang von
Goethe